Entscheide treffen

In diesem Beitrag beschäftigt mich ein schwieriges Thema und ein Dauerbrenner der Menschheit: Entscheide zu treffen. Jeden Tag stehen wir vor verschiedenen Entscheiden. Kleine, das heisst jene, von denen wir denken, dass sie keine grossen Auswirkungen haben auf unser Leben («Pizza oder Pasta?») und manchmal auch vor scheinbar grossen («Heiraten ja oder nein?»). Viele davon treffen wir intuitiv und automatisch (auch ein ganz interessanter Aspekt), andere beschäftigen unsere Gedanken.

Gibt es gute und schlechte Entscheide?

Was muss eintreten, damit wir einen Entscheid als «gut» empfinden, was als «schlecht»? Diese Frage, so habe ich die Erfahrung gemacht, hängt sehr fest davon ab was für ein Typ Mensch man ist. Gewisse Menschen haben eine Tendenz, vergangene Entscheide zu hinterfragen und «was-wäre-wenn» Gedankenspiele zu betreiben, wohl wissend, dass sie die Vergangenheit nicht ändern können, denn diese definiert sich halt nun mal so, dass sie tatsächlich vergangen ist und nicht mehr verändert werden kann. Die Zukunft hingegen ist offen und wir können sie, innerhalb des uns gegebenen Spielraums, so gestalten wie wir wollen. Es ist also viel zielführender (und auch einfacher) zu fragen, was ich nach vorne heraus ändern möchte, um so einen gegebenenfalls als schlecht empfundenen Entscheid korrigieren zu können, als den eigentlichen Entscheid rückgängig zu machen.

Andere treffen Entscheide und halten daran fest; es gibt auch immer wieder Menschen, die dann sehr stur an ihrem Entscheid festhalten, obwohl vielleicht eine «Kurskorrektur» angezeigt wäre. Auch das gibt es.

Ich persönlich zähle mich zu den Menschen, für die viel mehr zählt, was man aus einem Entscheid macht, d.h. ich versuche meine Energie in die Umsetzung meines Entscheides zu geben und nicht viel Zeit und Aufwand mit abwägen, diskutieren oder hinterfragen zu verwenden.

Im Folgenden möchte ich drei Ansätze vorstellen, die helfen können, bessere Entscheide zu treffen, oder sich beim getroffenen Entscheid besser zu fühlen.

Mehr als nur zwei Optionen

Oftmals scheint es, als ob man nur zwei Optionen hat. Ja oder Nein. Rechts oder Links. Gut oder schlecht. Aber in den meisten Fällen ist das nicht so, sofern – und jetzt kommt’s – man sich Zeit und Mühe nimmt, über andere Optionen nachzudenken. Mindestens zwei zusätzliche Möglichkeiten bieten sich einem nämlich meistens, ausgehend von «nur» zwei Optionen: Keine von beiden (also Nichtstun) oder beide zusammen.

Das äusserst fiktive Beispiel von oben aufgreifend: «Soll ich ihn heiraten ja oder nein?» erweitert sich so um die zwei Optionen «zuwarten» oder eine Form finden, die wie Heiraten ist, aber die Zweifel, welche diese Person offensichtlich hat (sonst würde sie sich diese Frage ja auch nicht stellen) unter einen Hut bringt.

Hilfreiche Fragen sind also:

  • Was habe ich neben den offensichtlichen noch für weitere Optionen?
  • Wie kann ich alternativ vorgehen, bietet sich mir ein anderer Weg?

Konsequenzen des Nichtstuns

Nichtstun ist nicht immer einfacher, das sei an dieser Stelle erwähnt. Auch nichts zu tun hat ökonomisch gesehen seine Kosten, platt ausgedrückt heisst das, dass man auch mit den Konsequenzen des Nichtstuns leben muss.

Entscheide zum Leben erwecken

Die beste Art, Entscheide zu treffen ist aber, diese zum Leben zu erwecken. Was heisst das genau? Es bedeutet, dass man die verschiedenen Optionen und eine allfällige Wahl dafür genauer durchdenkt. Folgende Fragen können dabei helfen, und die Antworten am besten aufschreiben:

  • Was ist die Wirkung meiner Entscheidung auf mich?
  • Wer ausser mir ist von meinem Entscheid betroffen?
  • Wer ist beteiligt?
  • Wie ist die Wirkung meines Entscheides auf andere?
  • Was für Ressourcen (Zeit, Geld, usw.) brauche ich von mir dafür?
  • Was für Ressourcen brauche ich von anderen?
  • Was ist der Zeitraum meiner Entscheidung, d.h. wie lange «wirkt» meine Entscheidung auf mein Leben ein? 1 Tag, 1 Woche, 1 Jahr, 10 Jahre, ein Leben?
  • Was ist der Kontext der Entscheidung? Beziehung, Beruf, Freizeit?
  • Wie würde Chuck Norris entscheiden? Oder ein wenig seriöser ausgedrückt: Wie würden ihre Vorbilder und/oder Menschen die sie bewundern entscheiden?

Decision Fatigue

Zu guter Letzt sei noch die so genannte «decision fatigue», zu Deutsch etwa Entscheidungsermüdung erwähnt, gut erklärt hier (english). Kurz und vereinfacht erklärt geht dieser Ansatz davon aus, dass der Mensch nur eine bedingte Anzahl Entscheide pro Zeitraum treffen kann. «Verschwende» ich also meine mir gegebene Anzahl Entscheidungen mit einfachen Dingen («was ziehe ich heute an?»), so bin ich später weniger besser in der Lage, weitere Entscheide zu treffen.

Ob was dran ist oder nicht, ich finde den Ansatz prüfenswert. Hand auf’s Herz, wer war nach einer wichtigen Entscheidung nicht auch mal einfach müde und ausgelaugt? Entscheide treffen ist anstrengend und kostet Energie, das wissen wir alle aus dem Alltag. So macht es denke ich schon Sinn, dessen Anzahl zu limitieren.

Steve Jobs, einer der Gründer von Apple, soll übrigens stark daran geglaubt haben und hat so z.B. seine Kleidung soweit vereinfacht, dass er darüber nicht mehr entscheiden musste. Darum hat man ihn angeblich immer mit dem gleichen schwarzen Rollkragenpullover gesehen.